Eine neue Analyse des Pew Research Center, die das tatsächliche Nutzerverhalten von fast 900 Erwachsenen in den USA untersucht, zeigt, dass die Google AI-Overviews – die automatisch generierten Zusammenfassungsfelder oben auf vielen Suchseiten – den Traffic auf Publisher-Websites erheblich reduzieren und die Interaktionsmuster der Nutzer verändern.
Wichtigste Erkenntnisse: Einbruch der Klickrate und Abbruch von Sitzungen
Klickraten sinken drastisch
- Mit einer KI-Übersicht klickten Nutzer nur in 8 % der Besuche auf Standard-Suchergebnislinks, verglichen mit 15 % ohne Übersicht – ein Rückgang der Interaktion um fast 50 %.
- Links, die in die KI-Übersicht selbst eingebettet waren, wurden nur in 1 % der Fälle angeklickt.
Erhöhte Anzahl von Sitzungsbeendigungen
In 26 % der Besuche beendeten die Nutzer ihre Browsersitzung sofort, nachdem sie auf eine Seite mit einer KI-Übersicht gestoßen waren, verglichen mit 16 % der Besuche, bei denen keine Zusammenfassung angezeigt wurde.
Hohe Anzahl an Zero-Click-Suchen
Pew-Daten zeigen, dass etwa zwei Drittel aller Google-Suchanfragen entweder zu einem Abbruch der Sitzung oder zu einer weiteren Google-Suche führen – anstatt zu einem Klick auf eine Website.
KI-Übersicht Prävalenz- und Quellenstatistik
- Etwa 18 % der Google-Suchanfragen im März 2025 betrafen eine KI-Übersicht.
- Eine klare Mehrheit (88 %) dieser KI-Übersichten zitierte drei oder mehr Quellen.
- Zu den am häufigsten zitierten Quellen gehörten Wikipedia, YouTube und Reddit, die etwa 15 % aller KI-Übersichtslinks ausmachten, was ihrer Präsenz von 17 % in den Standard-Suchergebnissen sehr ähnlich ist.
- Verteilung der anderen Quellen: .gov-Websites tauchten in 6 % der KI-Übersichten auf, gegenüber 2 % in den Standard-Suchergebnissen, während Nachrichten-Websites in beiden Fällen in 5 % der Fälle vertreten waren.

Auswirkungen auf Publisher und SEO: Dringende Warnsignale

Bild: Pew Reasearch Center
Verlorener organischer Traffic
Die Daten von Pew bestätigen, was Publisher schon lange vermutet haben: KI-Übersichten beeinträchtigen den Referral-Traffic. Die Nutzerbindung leidet darunter, dass sich die Nutzer auf Zusammenfassungen am Anfang der Seite verlassen, ohne die Quellseiten zu besuchen.
SEO muss sich über Rankings hinaus anpassen
Da die Sichtbarkeit zunehmend davon abhängt, in KI-generierten Antworten angezeigt zu werden – und nicht nur an der Spitze der SERPs zu erscheinen –, müssen Publisher ihre Inhalte für KI-Extraktion und prägnante Antworten optimieren und sich nicht nur auf traditionelles SEO verlassen.
Monetarisierung unter Druck
Geringerer Traffic wirkt sich direkt auf die Werbeeinnahmen und Abonnement-Conversions aus. In Großbritannien verzeichneten bekannte Websites wie MailOnline einen Rückgang des Desktop-Traffics um mehr als 56 %, insbesondere bei Suchanfragen, die KI-Übersichten auslösten.
Reaktion der Aufsichtsbehörden und der Branche
- Eine Koalition unabhängiger EU-Verlage, darunter die Independent Publishers Alliance und Foxglove, reichte eine Klage ein, in der sie geltend macht, dass AI Overviews eine Urheberrechtsverletzung und wettbewerbswidrige Monopolpraktiken darstellen.
- Analysten verwenden den Begriff „Google Zero“ – ein Szenario, in dem die KI-Funktionen von Google die Suchabsicht vollständig erfüllen und Verweise vollständig eliminieren. Große Medienunternehmen stellen auf direkte Erlösmodelle um: Mitgliedschaften, Veranstaltungen, Lizenzierung.
Googles Reaktion und methodische Herausforderungen
Googles Gegendarstellung
Google behauptet, dass Pew eine fehlerhafte Methodik mit einer nicht repräsentativen Stichprobe und veralteten Suchdaten verwendet habe. Das Unternehmen gibt an, dass Google weiterhin täglich Milliarden von Klicks verzeichnet und der gesamte Web-Traffic stabil bleibt.
Stichprobengröße und zeitliche Diskrepanz
Kritiker weisen darauf hin, dass die Stichprobe von Pew mit 900 Nutzern und etwa 69.000 Suchanfragen nur einen winzigen Bruchteil des weltweiten Suchvolumens von Google ausmacht, was die statistische Zuverlässigkeit einschränkt. Die Nachrüstung von April-Scraping auf März-Suchanfragen untergräbt die zeitliche Genauigkeit zusätzlich.
KI-Zusammenfassungen sind dynamisch
Zusammenfassungen, die sich ständig weiterentwickeln und durch den Nutzungskontext personalisiert werden, stellen jede statische Scraping-Vergleichsmethode in Frage. Der Ansatz von Pew könnte daher das tatsächliche Nutzerverhalten falsch darstellen, da der Algorithmus von Google die Ergebnisse dynamisch verändert.
Weiterreichende Auswirkungen und Trends
- BrightEdge-Untersuchungen zeigen: Suchimpressionen stiegen seit KI-Funktionen um 49 %, Klickraten sanken jedoch.
- Enders Analysis und Bain berichten: 50 % der Publisher verzeichnen durch KI und soziale Plattformen weniger Traffic; Generation Z bevorzugt KI-Zusammenfassungen.
Strategische Erkenntnisse für Content-Eigentümer
Optimieren Sie für KI-Zusammenfassungen
Gestalten Sie Inhalte in einem prägnanten, sachlichen Format, damit sie von KI zitierfähig sind. Konzentrieren Sie sich auf strukturierte Antworten, sachliche Klarheit und vertrauenswürdige Formate – insbesondere bei themenbezogenen und fragenden Anfragen.
Diversifizieren Sie Ihre Traffic-Kanäle
Sich allein auf Suchverweise zu verlassen, wird immer riskanter. Setzen Sie verstärkt auf Newsletter, Communities, Veranstaltungen und Abonnement- oder Mitgliedschaftsmodelle.
Beobachten Sie rechtliche Trends und reagieren Sie darauf
Behalten Sie regulatorische Entwicklungen in Regionen wie der EU und Großbritannien im Auge, wo Beschwerden zu neuen Rechten oder Entschädigungsregelungen führen können.
Das Fazit
Pew-Untersuchungen zeigen: KI-Übersichten senken Klickraten stark, halbieren oft Engagement und fördern Zero-Click-Verhalten. Für Publisher und SEO-Experten wird Sichtbarkeit in KI-Zusammenfassungen wichtiger als der erste Platz in Suchergebnissen.
Da sich das Ökosystem weiterentwickelt, wird es unerlässlich sein, sich an das KI-native Suchverhalten anzupassen – durch Formatierung von Inhalten, diversifizierte Einnahmequellen und direkte Nutzerinteraktion. Der Bedarf an neuen Metriken, Strategien und rechtlichen Rahmenbedingungen war noch nie so groß wie heute.
Häufig gestellte Fragen
Was hat die Studie von Pew ergeben?
Bei Suchanfragen mit KI-Übersichten klickten nur 8 % der Nutzer auf ein Standardergebnis (gegenüber 15 % ohne) und nur 1 % interagierte mit Links innerhalb der KI-Zusammenfassung selbst.
Wie oft erscheinen KI-Übersichten?
Ungefähr 18 % der Suchanfragen im März 2025 lösten eine KI-generierte Zusammenfassung aus, insbesondere Long-Tail- oder fragenbasierte Suchanfragen.
Gibt Google Traffic-Daten weiter?
Nein. Google bestreitet die Ergebnisse und weigert sich, spezifische Suchkonsolendaten im Zusammenhang mit KI-Übersichten weiterzugeben.
Sind bestimmte Inhaltstypen stärker betroffen?
Ja – Q&A-Artikel, Tutorials und Hilfeinhalte werden am häufigsten durch KI-Übersichten ersetzt. Publisher müssen nun darauf achten, Inhalte zu verfassen, die für die KI-Extraktion geeignet sind.